Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Neuberend

Vorgeschichte

Bevor die Freiwillige Feuerwehr Neuberend gegründet wurde, hatten sich im Lande schon viele Freiwillige Feuerwehren etabliert. Seit langer Zeit war es notwendig geworden, dass Bürger der einzelnen Gemeinden sich zusammenschlossen, um sich wegen der schlechten Möglichkeiten einer Brandbekämpfung sowie der Abwehr anderer Gefahren gegenseitig zu unterstützen. Das Motto Einigkeit macht stark war damals genau so richtig wie heute. Bedenken muss man, dass die Brandbelastung damals, gerade im norddeutschen Raum, besonders groß war. Der Einfachheit halber wurden für den Hausbau vorrangig die Materialien eingesetzt, die vor Ort zur Verfügung standen. In erster Linie verwendete man daher Holz und viele Häuser wurden überdies mit einem Reetdach versehen.

Zum Schutze der Menschen, Tiere und Sachwerte wurde dann 1776 eine Brandverordnung und 1889 eine Polizeiverordnung erlassen, die den Brandschutz regelten. Diese Verordnungen verpflichteten alle Einwohner einer Gemeinde im Alter von 16 bis 55 Jahren, der Brandwehr beizutreten. Diese Brandwehr (in den Protokollen auch als Zwangswehr bezeichnet) bestand in Neuberend schon vor 1893. Die Gemeinde Neuberend hatte bereits ein Jahr vor der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr eine große Feuerspritze angeschafft und ein Gerätehaus bauen lassen. Die große Feuerspritze wurde von zwei Pferden gezogen und bis 1947 für Feuerlöscheinsätze genutzt.

 

Gründung und erste Jahre (1893 bis 1918)

Der damalige Führer der Brandwehr, Brandmeister Gabriel Witt, berief am 20. Mai 1893 eine Versammlung ein zwecks Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Neuberend. Diese führte jedoch nicht zum Erfolg, und so wurde zu einer weiteren Versammlung am 23. Mai 1893 einberufen, die erfolgreich war. 32 Bürger unterzeichneten das ründungsprotokoll und wurden somit Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Neuberend für die Dauer von zunächst 3 Jahren. Der Amtsvorsteher in Brekling übersandte am 2. Juni 1893 das vom Königlichen Landrat genehmigte Statut. Die Ausrüstung eines Feuerwehrmannes damals: Altpreußischer Helm mit Helmwappen und einem weißen Kamm für den Hauptmann und mit einem gelben Kamm für die Mannschaften, blaue Leinenbluse mit Achselabzeichen, einem Gurt und - je nach Aufgabe in der Wehr - Steigerleine, Beil in Ledertasche, Karabinerhaken und Flöte mit Schnur.

Die Höhe der Mitgliedsbeiträge wurde auf 0,50 M im Quartal festgesetzt. Für unentschuldigtes Fehlen waren 0,20 M Strafgeld zu zahlen. Außerdem mussten die Kosten für die Ausrüstung selbst getragen werden. Für die Alarmierung der Wehr wurden Hornisten eingeteilt. Diese Kameraden wurden angewiesen, vor dem Haus der Mitglieder Alarm zu blasen, damit später nicht gesagt werden konnte, der Alarm sei nicht gehört worden. Die Vorstände wurden jedes Jahr neu gewählt, es traten jedoch kaum Veränderungen ein. Jährlich wurden einige Übungen abgehalten, zur Kameradschaftspflege fanden in jedem Jahr Festbälle statt, die in der Regel mit einem Marsch zum Festlokal eingeleitet wurden.

 

Die Zeit der Weimarer Republik (1919-1932)

Im Ersten Weltkrieg waren sieben Feuerwehrkameraden gefallen. Dennoch gelang im Frühjahr 1919 quasi eine Neuaufstellung der Feuerwehr Neuberend. Die 1920er und frühen 1930er Jahre waren noch immer geprägt von Feuerlöscheinsätzen, bei denen zumeist aufgrund hoher Brandlast nichts anderes als ein kontrolliertes Niederbrennen der betroffenen Gebäude herbeigeführt werden konnte. Als prägendstes Ereignis mag hierbei sicherlich der Brand der Neuberender Windmühle am 7. Januar 1932 gelten. Durch den schnellen Einsatz und mit Unterstützung der Berender Wehr konnten zumindest das Zwischen- und Wohngebäude gerettet werden.

 

Die Zeit des Nationalsozialismus und die Nachkriegszeit (1933-1948)

Mit Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft verlor die Feuerwehr im Rahmen der Gleichschaltung zum einen den Charakter der Freiwilligkeit, zum anderen wurde den Ländern nach und nach die Kompetenz für das Feuerwehrwesen entzogen. Eine erste Neuordnung der Organisation trat ein, nachdem am 15. Dezember 1933 das preußische „Gesetz über das Feuerlöschwesen“ erlassen worden war, auf dessen Grundlage sämtliche Feuerwehren der Ortspolizeiverwaltung und den Polizeiaufsichtsbehörden unterstellt wurden. Mit dem am 23. November 1938 erlassenen „Reichsgesetz über das Feuerlöschwesen“ wurden die Berufsfeuerwehren dann als technische Polizeitruppen und die Freiwilligen Feuerwehren als Hilfspolizeitruppen der Zuständigkeit des „Reichsführers SS und Chef der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Innern“ unterstellt. Die Dienstgrade wurden in Teilen denen der Polizei angeglichen. Die Wehren des Amtsbezirks Nübel wurden in dieser Zeit zu einer Amtswehr zusammengefasst. Die amtsangehörigen Wehren waren in der neuen Gliederung nunmehr Löschzüge.

 

Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges 1939 wurden zunächst zehn Feuerwehrkameraden aus Neuberend und 1941 noch einmal weitere sieben zur Wehrmacht einberufen. Zur Erhaltung der Einsatzfähigkeit der hierdurch personell stark eingeschränkten Wehr wurden aufgrund einer Notdienstverordnung ab 1942 Einwohner (darunter auch Mitglieder der Hitlerjugend) und ab 1944 sogar Einwohnerinnen zum Dienst in der Feuerwehr verpflichtet. Die vom NS-Regime generell beabsichtigte Militarisierung und Ausrichtung auf den Kriegsdienst zeigte sich für die Feuerwehr zunehmend in der Pflicht zur Übernahme sachfremder Aufgaben wie nächtlicher Wachen, der Suche nach geflohenen Kriegsgefangenen, der Ausbildung im Gasspüren, Entgiften und in der Bekämpfung von Phosphorbomben. Außerdem wurde die Feuerwehr verpflichtet, jährlich am „Tag der Deutschen Polizei“ Listensammlungen für das NS-Winterhilfswerk durchzuführen.

Nach Kriegsende und Zusammenbruch des Dritten Reiches erging bereits im Mai 1945 eine Anordnung der Militärregierung zur (Neu-)Organisation des Feuerlöschwesens an die Gemeinden. NS-spezifische Bestimmungen wurden außer Kraft gesetzt und die Feuerwehr wieder aus der Polizei ausgegliedert. Die Freiwillige Feuerwehr Neuberend erhielt im selben Jahr aus Beständen der Wehrmacht die erste Motorspritze in Form eines Tragkraftspritzenanhängers (TSA) mit einer Tragkraftspritze (TS), die eine Leistung von 800 Litern pro Minute besaß. Gezogen wurde der TSA vom örtlichen Milchlastwagen, dem über viele Jahre einzigen Motorfahrzeug in Neuberend. Die erste Dienstversammlung nach Kriegsende, bei der die anwesenden 22 Kameraden einen neuen Vorstand wählten, wurde am 31. Juli 1948 einberufen.

 

Technische Entwicklung und neue Herausforderungen (1949-1993)

Die Anschaffung der TS markierte den Beginn einer stetigen, bis heute andauernden Anpassung der Lösch- und später auch der Hilfeleitungsausrüstung an die jeweiligen Anforderungen der Zeit. Das neue, nunmehr aus Ziegeln gemauerte Gerätehaus konnte 1957 bezogen werden und ersetzte den Holzbau von 1892. Mit der Anschaffung eines Tragkraftspritzenfahrzeuges (TSF), einem VW-Bus, im Jahre 1959 wurde die Wehr dann erheblich mobiler. Der TSA konnte ausgesondert werden und die TS und das Schlauchmaterial wurden in das TSF verlagert. Mit der Überstellung eines neuen Löschfahrzeuges (LF 16 TS) des Bundes im Jahre 1962, welches aus Bonn abgeholt wurde, wurde die Einsatzkraft der Wehr erneut verbessert. Das Fahrzeug blieb im Eigentum des Zivilen Selbstschutzes (ZS). Ausgestattet war das LF 16 TS mit einer Einbaupumpe, einer TS 8, 30 B-Längen und 15 C-Längen Schlauchmaterial. Dies war ideal, denn die Gemeinde Neuberend verfügte seinerzeit noch nicht über eine zentrale Wasserversorgung. Die Ausbildung konnte ebenfalls signifikant verbessert werden, ab Anfang der 1970er Jahre wird über regelmäßige Besuche der Lehrgänge an der Landesfeuerwehrschule in Harrislee berichtet. Durch die Ämterneuordnung zum 1. Januar 1970 wurde das Amt Nübel aufgelöst. Die Gemeinde Neuberend wurde dem Amt Schuby zugeordnet, das bereits bestand und dem die Gemeinden Hüsby, Idstedt, Lürschau und Schuby angehörten. Die erste Amtsübung des Amtes Schuby nach der Ämterneuordnung fand am 25. Mai 1971 in Neuberend statt. Die Inbetriebnahme der gemeindlichen Wasserversorgungsanlage im Jahre 1972 wurde als große Verbesserung der Löschwasserversorgung angesehen. Wenngleich der volle Löschwasserbedarf aus dem gemeindlichen Wasserwerk mit einer Leistung von 32 cbm/Std. nicht gedeckt werden konnte, stand doch für den Erstangriff ausreichend Wasser zur Verfügung. Seit 1992 liefert der Wasserbeschaffungsverband Südangeln nun Löschwasser in ausreichender Menge.

 

Auf Initiative des Kameraden Heinz Uwe Schneider wurden erstmals im Jahre 1972 in der Vorweihnachtszeit in Selk durch einige Mitglieder der Feuerwehr Tannenbäume geschlagen und an die Bevölkerung in Neuberend verkauft. Durch die immer größer werdenden Anforderungen an die Wehr wurde es erforderlich, ein neues Feuerwehrfahrzeug anzuschaffen. An den einzelnen Einsätzen der Wehr ist außerdem zu erkennen, dass neben den Löscheinsätzen der Anteil der Hilfeleistungseinsätze größer wurde. Entsprechendes Hilfeleistungsgerät musste

angeschafft werden. Für das Jahr 1976 wurde die Anschaffung eines Tragkraftspritzenfahrzeugs mit zusätzlicher Geräteausstattung (TSF/GW) im Gemeindehaushalt eingeplant. Die Erweiterung des Gerätehauses wurde dadurch erforderlich. Nach vielen Besprechungen war die Feuerwehr bereit, den Erweiterungsbau in Eigenleistung zu erstellen. Eine zweite Halle wurde angebaut. Das Gebäude erhielt ein Flachdach. Am 6. November 1976 wurde das neue TSF/GW an die Feuerwehr übergeben.

 

Zum Jahresende 1978 wurde Schleswig-Holstein von einem Schneesturm heimgesucht. Die Schneemassen, die in kurzer Zeit ähnlich wie 1946/47 ganze Gebiete von der Außenwelt abschnitten, machten einen Fahrzeugverkehr unmöglich. Am Morgen des 30. Dezember 1978, wurde für weite Teile Schleswig-Holsteins, so auch für Neuberend, Katastrophenalarm ausgelöst, der bis zum Nachmittag des 6. Januar 1979 aufrechterhalten wurde. In diesen Tagen führte die Feuerwehr Neuberend erfolgreich diverse Fahrten mit dem LF 16 durch, wobei Krankentransporte nach Schleswig sowie die Versorgung mit Medikamenten und Lebensmitteln im Vordergrund standen. In der zweiten Phase der „Schneekatastrophe“ vom 15. bis zum 19.02.1979 wurde dies erfolgreich fortgesetzt. Die Erfahrungen aus den Einsätzen während des Schneenotstandes und aus den immer häufiger werdenden Einsätzen bei Verkehrsunfällen, Sturmschäden und Hilfeleistungen wie das Auspumpen von Kellerräumen zeigten, dass es notwendig wurde, eine dritte Gruppe in der Wehr als Hilfeleistungsgruppe aufzustellen. Außerdem wurde die Ausrüstung der Wehr um ein Notstromaggregat, Handscheinwerfer, eine Tauchpumpe und vier 2-m-Band Handsprechfunkgeräte erweitert. Die Einsätze der Feuerwehren teilten sich auf in 60 % Hilfeleistungs- und 40 % Löscheinsätze. Zur Entlastung der Feuerwehrschule wurden seit einiger Zeit Lehrgänge für Maschinisten, Atemschutzgeräteträger und Sprechfunker auf Kreisebene durchgeführt. Zusätzlich fand auf Amtsebene als Voraussetzung für den späteren Besuch der Feuerwehrschule eine Ausbildung zum Truppführer statt. Im Winterhalbjahr wurden außerdem Erste-Hilfe-Lehrgänge abgehalten.

 

Am 21. Juli 1981 bekam die Feuerwehr eine Rettungsschere und einen Spreizer mit der dazugehörigen Öldruckpumpe. Nunmehr waren die Kameraden in die Lage versetzt, die bei Verkehrsunfällen eingeklemmten Personen zu retten. Die Zuständigkeit der Neuberender Wehr für diese Hilfeleistung wurde auf den Bereich des Amtes Schuby ausgeweitet.

 

Die zahlreichen Tätigkeiten, Nachschulungen und Übungen erforderten 1985 den Bau eines Schulungsraumes. Nach Absprache zwischen Gemeinde und Feuerwehr sollte das bisherige Flachdachgebäude mit einem Giebeldach versehen werden. Der derzeitige Gemeindevertreter, Architekt Friedrich Plarre, fertigte die Zeichnungen hierfür an. Da die Kosten für den Ausbau sehr hoch waren, wurde vereinbart, den Innenausbau durch die Feuerwehrkameraden ausführen zu lassen, während der Rohbau von der Gemeinde in Auftrag gegeben wurde. Nach einer großen Gemeinschaftsleistung sämtlicher Kameraden, die zum Teil bis zu 30 Arbeitsstunden leisteten, konnte der Schulungsraum am 26. April 1986 durch den Bürgermeister der Feuerwehr übergeben werden. Um die Erreichbarkeit des TSF/GW zu verbessern, wurde das Fahrzeug 1987 mit einem 4-m-Band Sprechfunkgerät ausgerüstet. Die Einsatzbefehle der Rettungsleitstelle in Schleswig konnten jetzt direkt an das Fahrzeug übermittelt werden. Zu einem größeren Einsatz wurde die Wehr 1987 durch ein Feuer in der Tennishalle Neuberend gerufen. Die Saunaräume brannten aus. Im Jahr 1988 wurde die Wehr zu einem schweren Verkehrsunfall auf der B 201 gerufen. Die Bergung der sechs tödlich verletzten Personen (vier Erwachsene und zwei Kinder) erforderte die ganze Kraft der Kameraden. Dieser Einsatz konnte nur mit Unterstützung der Wehr aus Schleswig durchgeführt werden.

Da das TSF/GW immer reparaturanfälliger geworden war, wurde nach vielen Gesprächen mit der  Gemeindevertretung im Jahre 1990 das Löschgruppenfahrzeug (LF 8) bestellt, das noch 1990 übergeben werden konnte. Als zusätzliche Ausrüstung erhielt das Fahrzeug eine „Lightwater-Anlage“ (mit chemischem Löschwasserzusatz). Außerdem verbesserte die im Fahrzeug eingebaute Haspel für die Öldruckschläuche der Rettungsschere und des Spreizers die Einsetzbarkeit der Geräte erheblich. Im Jahr 1992 wurde schließlich auch das LF 16 mit einem 4-m-Band Sprechfunkgerät ausgerüstet. Hinsichtlich der Alarmierung wurde mit der Einführung der ersten Generation von Funkmeldeempfängern („Pagern“) ein neuer Weg beschritten. Dies war auch deswegen erforderlich, da die meisten Sirenen des bundeseigenen Katastrophenschutzes nach Ende des Kalten Krieges außer Betrieb genommen wurden. Heute, im Jahr 2018 ist bereits die dritte Generation Pager erfolgreich im Einsatz.

 

1993 bis 2018

Eine zügige Alarmierung und ein schnelles Ausrücken sind auch in den letzten 25 Jahren wichtige Garanten für erfolgreiche Einsätze geblieben. Geändert hat sich jedoch das Einsatzspektrum. Der klassische Wohnhausbrand, der früher häufig zum Totalverlust führte, ist heute dank moderner Baustoffe selten geworden. In der Regel können Entstehungsbrände lokal begrenzt und effektiv bekämpft werden. Verstärkt werden hierzu seit den 1990er Jahren Atemschutzgeräteträger eingesetzt, die mit Brandrauch gefüllte Räume betreten können und dort Brandherde bekämpfen („Innenangriff“), bevor es zu einer Durchzündung der Rauchgase kommen kann. Gleichwohl hat es auch seit 1993 einige nennenswerte Ausnahmen gegeben, bei denen die Feuerwehr Neuberend, in der Regel zusammen mit ihren Nachbarwehren, größere Einsätze zur Brandbekämpfung zu verzeichnen hatte. So brannte es 2002 auf dem Gelände der Firma Nordisk Holzimport GmbH in Berend. Bei Eintreffen der zur Unterstützung herbeigerufenen Neuberender Wehr brannte das Warenlager bereits in voller Ausdehnung. Ebenso brannten Fahrzeuge, die schon für eine geplante Auslieferung mit Holz beladen worden waren. Der Feuerschein war des Nachts kilometerweit zu sehen. Im Juli 2009 brannten in Breklingfeld tagsüber ein Stallgebäude sowie das benachbarte Wohnhaus komplett aus. Ein Innenangriff war hier aufgrund des vorhandenen Holzträgerwerkes zu gefährlich. Den Wehren aus Brekling, Nübel, Berend, Tolk, Moldenit, Neuberend und Schleswig gelang es aber zumindest, ein Übergreifen der Flammen auf weitere Gebäude zu verhindern. Im Mai 2011 musste die Feuerwehr Neuberend gleich viermal an einem Abend ausrücken. Zunächst galt die Alarmierung einem Entstehungsbrand an einem Anbau in der Klosterreihe, der unter Atemschutz relativ zügig unter Kontrolle gebracht werden konnte. Während sich die Kameraden nach dem Einsatz erholten, erfolgte die zweite Alarmierung. Diesmal brannte eine Lagerhalle auf dem Standortübungsplatz Langsee. Noch im Zuge der Anfahrt kam es zur dritten Alarmierung, da noch eine weitere Lagerhalle, auf der anderen Seite des Übungsplatzes, als in Brand stehend gemeldet wurde. Während die Wehren aus Neuberend und Umgebung mit insgesamt 80 Kameraden an beiden Brandstellen mit Löscharbeiten beschäftigt waren, erfolgte die vierte Alarmierung. Hierbei konnte ein Feuer an einem weiteren der Gebäude des Bundeswehrgeländes jedoch im Frühstadium erfolgreich bekämpft werden. Die Polizei ermittelte nachfolgend wegen Brandstiftung.

 

Eine gefährliche Besonderheit stellte ein Schornsteinbrand dar, der sich im Juni 2016 in der Mittelreihe ereignete. Bei dieser Brandart entzündet sich im Kamin abgelagerter Ruß, der durch unvollständige Verbrennung entstanden ist. Das Feuer erhitzt das umliegende Mauerwerk derart, dass Möbel und Tapeten in Brand geraten können. Der Einsatz von Löschwasser kann zu Beschädigungen führen, des Weiteren besteht die Gefahr einer Rauchgasvergiftung, wenn der Abzug des Schornsteins nicht mehr gegeben ist und der Rauch z. B. durch Kamintüren in die Wohnräume eindringt. Die Wehr ließ den Kamin in diesem Fall über etliche Stunden kontrolliert ausbrennen und überprüfte die Temperatur regelmäßig noch bis in den nächsten Tag hinein. Das Gebäude blieb unversehrt. Bei allen genannten Einsätzen kam es zwar zu teilweise hohen Sachschäden, Menschen wurden jedoch in keinem der Fälle verletzt.

 

Den weitaus größten Anteil der Einsätze umfasst jedoch der breit gefasste Themenkomplex „Technische Hilfeleistung“. Er reicht, ohne Vollständigkeit zu beanspruchen, von der Rettung von Tieren aus unwegsamem Gelände über die Türöffnung bei erkrankten oder im Haus verunfallten Personen, die Beseitigung von Bäumen in akuten Gefahrensituationen, das Auspumpen von Kellern sowohl bei Wasserschäden als auch bei ausgelaufenen Betriebsstoffen (z.B. Heizöl), bis hin zur Rettung und Bergung verunfallter Personen aus Kraftfahrzeugen mittels Schere und Spreizgerät. Insbesondere die letztgenannte Aufgabe bildet einen besonderen Schwerpunkt im Einsatz- und Übungsgeschehen. Neuberend ist eine von insgesamt drei der zwanzig Wehren des Amtes Südangeln, die mit speziellem Rettungs- und Bergungsgerät ausgerüstet sind, welches zuletzt 2012 auf den neuesten Stand der Technik gebracht wurde und mit dem die Kameraden in der Lage sind, Arbeiten auch an modernen Fahrzeugen mit verstärkten Karosserieteilen durchzuführen. Zuletzt konnten die Kameraden ein Unfallopfer zügig und sicher aus seinem zerstörten Fahrzeug befreien und an den Rettungsdienst übergeben. Der nach der Genesung ausgesprochene persönliche Dank ist allen Beteiligten in tiefer Erinnerung geblieben.

 

Unvergessen sind auch die Einsätze während der schweren, als Orkan klassifizierten Herbststürme „Christian“ und „Xaver“ im Oktober bzw. Dezember 2013. Innerhalb kürzester Zeit waren wie vielerorts in Angeln auch in Neuberend sämtliche Hauptverkehrsstraßen und auch die Nebenwege durch umgestürzte Bäume gleich an mehreren Stellen unpassierbar geworden. Die Neuberender Wehr war in beiden Fällen bis spät in die Nacht mit Aufräumarbeiten beschäftigt, um Rettungskräften und Privatverkehr wieder eine freie Durchfahrt zu ermöglichen. Im Feuerwehrgerätehaus wurde erstmalig seit Langem eine ständige Bereitschaftsgruppe eingerichtet, um schnellstmöglich an neue Schadensorte ausrücken zu können.

 

Im November 2010 nahmen Mitglieder der Feuerwehr Neuberend an einem kreisübergreifenden Einsatz zur Hochwasserbekämpfung teil, der von den Verantwortlichen vor Ort als der größte Einsatz seit der Schneekatastrophe von 1978 bezeichnet wurde. In der Gemeinde Behrensdorf (Kreis Plön) drohte der Deich, der die Verbindung vom Großen Binnensee zur Ostsee absichert und die umliegenden Dörfer schützen soll, nach tagelangem Niederschlag in Kombination mit einem starken Ostseehochwasser zu brechen. Insgesamt 1200 Einsatzkräfte aus ganz Schleswig-Holstein konnten durch unermüdliches Füllen und Ausbringen von Sandsäcken letztlich einen Deichbruch verhindern. Den geschilderten Veränderungen in der Einsatzrealität begegneten Gemeindevertretung und Feuerwehr auch in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten mit einer stetigen Anpassung der Einsatzausrüstung und der persönlichen Schutzausstattung. Das 1962 beschaffte Löschgruppenfahrzeug (LF 16 TS) wurde im Jahr 2001 nach fast 40jähriger Dienstzeit in der Feuerwehr Neuberend durch ein neues, modernes Fahrzeug (Tragkraftspritzenfahrzeug, wasserführend-TSF W) ersetzt. Seit dessen Anschaffung ist die Wehr dank des mitgeführten Wasservorrates in der Lage, einen Löscheinsatz auch ohne bereits stehende Wasserversorgung durch Hydranten zu beginnen bzw. Kleinstbrände unabhängig zu bekämpfen. Im Jahr 2012 wurde, wie bereits an anderer Stelle erwähnt, der Gerätesatz zur technischen Hilfeleistung bei Verkehrsunfällen durch Neubeschaffung auf einen auch heute noch aktuellen Stand gebracht. Kleinere Beschaffungen erfolgen jährlich in Abstimmung zwischen der Feuerwehr und ihrem Träger, der Gemeinde Neuberend. Bestmöglicher persönlicher Schutz hat dabei stets Vorrang vor monetären Aspekten; so verfügen die Kameraden über modernste Einsatzkleidung, die vor Kurzem durch Schutzhelme der neuesten Generation ergänzt und in 2018 u.a. durch die Anschaffung neuer, bequemer und funktionaler Einsatzstiefel weiter vervollständigt wird.

 

Einen besonderen Höhepunkt stellte im Dezember 2015 die Einweihung des neuen kombinierten Feuerwehrgerätehauses mit Gemeinderäumen dar. Externe Auflagen und bauliche sowie wirtschaftliche Rahmenbedingungen hatten zuvor eine weitere Nutzung des 1957 errichteten und mehrfach mit tatkräftiger Unterstützung der Feuerwehrkameraden erweiterten Vorgängergebäudes bereits auf mittlere Sicht ausgeschlossen. Auf Plänen des Schleswiger Architekturbüros Paustian entstand in der Folge innerhalb eines Dreivierteljahres ein zeitgemäßer Neubau, der alle Vorgaben der Feuerwehrunfallkasse berücksichtigt und auch auf lange Sicht modernen Ansprüchen gerecht werden dürfte. Eine außerhalb der Gemeindegrenzen eingeleitete Modernisierung stellt die 2016 verwirklichte bundesweite Umstellung auf Digitalfunk für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) dar. Durch verbesserte Sprachübertragung, kürzere Reaktionszeiten, hohe Verfügbarkeit und bessere Flächenabdeckung insbesondere im ländlichen Raum sowie weitere Vorteile konnte die einsatzbegleitende Kommunikation spürbar verbessert und erleichtert werden. Aber nicht nur technische, auch gesellschaftliche Veränderungen haben unsere Wehr in den vergangenen Jahren positiv beeinflusst. Wirft man einen Blick in die Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum, so wird dort ganz selbstverständlich den Feuerwehrmännern für ihre Einsatzbereitschaft und den Ehefrauen für ihr Verständnis und ihre Unterstützung gedankt. Diese „klassische“ Aufteilung veränderte sich schon ab Mitte der 1990er Jahre mit der Aufnahme der ersten Feuerwehrfrauen. Dabei ist es heutzutage natürlich, dass unsere weiblichen Mitglieder das volle Tätigkeitsspektrum abdecken; ob als Maschinistin, die das Feuerwehrfahrzeug führt und dessen technische Ausrüstung vollumfänglich bedienen können muss oder als Atemschutzgeräteträgerin, die mit schwerem Gerät einen Brand im Innenangriff bekämpft, ob als Gruppenführerin oder als stellvertretende Wehrführerin, die einen Einsatz leiten und Personal führen können müssen- Frauen haben in unserer Wehr ihren Platz ganz selbstverständlich gefunden und sind aus unserer Gemeinschaft nicht mehr wegzudenken. Auch der Feuerwehrnachwuchs hat seit 1996 in der Jugendfeuerwehr Bezirk Tolk eine feste Heimat gefunden. Neben der feuerwehrtechnischen Ausbildung mit Berufsfeuerwehrtagen, Leistungsspangen- und Jugendflammenabnahmen findet eine allgemeine Jugendarbeit inklusive Sommerfreizeit und eigener Tanzgruppe statt. Und: Der Mädchenanteil macht derzeit fast die Hälfte aller Mitglieder aus!

 

Die Freiwillige Feuerwehr Neuberend heute

Im Jahr 2018 verfügt die Gemeinde Neuberend - und damit in erster Linie die Bürger, die es zu schützen gilt - über eine technisch modern ausgestattete Freiwillige Feuerwehr, deren Mitglieder gut ausgebildet sind und ihren Dienst motiviert versehen.

 

Die Geschichte zeigt, dass sich Bedrohungen und die Reaktion darauf verändern; der Bedarf an ehrenamtlichen Einsatzkräften, die sich diesen Herausforderungen stellen, bleibt jedoch heute genauso aktuell wie im Mai 1893. Vielleicht hat dieser geschichtliche Überblick und unsere Arbeit Ihr Interesse geweckt. Um Feuerwehrmann oder Feuerwehrfrau zu werden, bedarf es als Voraussetzung im Grunde nicht viel mehr als einer Entscheidung. In unseren Reihen kann jeder oder jede nach seinen oder ihren persönlichen Stärken eingesetzt werden, sprechen Sie uns an